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«Krieg ist nicht mehr die ultima ratio, sondern die ultima irratio.»
Willy Brandt in seiner Rede an der Osloer Universität anlässlich der Verleihung des Friedensnobelpreises,
11. Dezember 1971.

In einer kleinen Gruppe versuchten wir dem Spagat zwischen dem persönlichen Leben und den Schrecknissen der Welt mit einem Wochenkalender Ausdruck zu geben.
Der Kalender zeigt Alltagsgegenstände, gezeichnet von Vroni Grütter-Büchel; daneben stehen Texte zum Erschrecken, zum Schmunzeln, zum sich Wundern.
Christoph Sigrist, Pfarrer und Theologe wird uns mit einem Impuls einstimmen.
Am 6. November 17.30h Hope House
der Heilsarmee, an der Ecke Grüngasse/Ankerstrasse.
Aktueller Monatsbrief
Wer sind Sie denn wirklich, Herr Friedrich Merz? Seit Monaten, sogar Jahren kenne ich Sie aus den Medien und kenne Sie doch nicht. Im Gegenteil, immer weniger. Ich könnte kein Profil skizzieren.
Ich sehe Sie als jungen CDU-Abgeordneten mit ziemlich mürrischem Ausdruck, weil ja immer diese Angela Merkel im Scheinwerferlicht gestanden hat.
Dann sah ich Sie während der Legislatur Scholz und hörte Sie rufen und schimpfen. Dabei waren es vor allem zwei Begriffe, die Sie wiederholten: Brandmauer gegen rechts und Schuldenbremse.
Olav Scholz, nun ja nicht gerade der brillante Widersacher, hat Ihnen ins Gewissen geredet: wenn Sie so ausrufen, wie wollen Sie dann nach den Wahlen faire Koalitionsgespräche führen? Wie recht er doch hatte.
Aber noch vor den Wahlen kamen Sie zu einer neuen Facette Ihres Profils: dem Wendehals. Als es für Sie opportun war, war Ihnen die AfD gerade mal recht, um eine Mehrheit zu bilden. Bei Profilierung ist keine Brandmauer zu heiss. 1989 – ich erinnere mich gut - wurde der Wendehals zum Politprofil des Jahres. Plötzlich hat es nie stramme DDR-Sozialisten gegeben, keine Bespitzelung von Bürgerinnen und Bürgern, keine Todesschüsse an der Mauer, alle waren doch schon immer für die Vereinigung und ganz sicher Urdemokraten.
Und schliesslich die Wahl, die SPD musste Koalitionspartner werden und – wen wunderts – sofort war die Schuldenbremse obsolet. Milliardenkredite ohne Scham, Legitimation im Nirgendwo. Was kümmert mich mein Gerede von gestern, soll schon einer Ihrer Vorgänger gesagt haben.
Ich sehe Sie im Bundestag, lautstark und manchmal zynisch, und dann doch wieder wortkarg und kleinlaut, wenn es darum ging, sich für eine in einen Shitstorm geratene Richterin einzusetzen. Sie reisen zu Trump, gesellen sich zu den Grossen Europas. Gut so. Aber die Geschichte Ihres Landes mit Europa ist doch sehr speziell. Ich glaube, da bräuchte es manchmal etwas mehr Fingerspitzengefühl, auch gegenüber dem bösen Feind Moskau. Wie viele Millionen Tote hat Russland im 2. Weltkrieg zu beklagen? Wissen Sie, diese hatten Mütter, Partnerinnen, haben Kinder und Enkel, das wischt man nicht eben gerade so weg.
Was also soll ich von Ihnen halten? Was mir wünschen? Was befürchten?
Warum kommen Ihnen und andern europäischen Regierungsleuten nur immer Aufrüstung und Sanktionen gegen Russland in den Sinn, wenn es um die Zukunft Europas geht? Warum nicht, die KSZE reanimieren? Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa ist doch das Ziel, wenn wir noch eines haben wollen!! Das wäre doch eine historische Aufgabe für einen deutschen Regierungsmann, hundert Jahre nach dem Schrecken des 20. Jahrhunderts!!!
Ich mag naiv sein oder sehr realistisch.
Warum versuchen Politiker immer, Profil durch Abgrenzung und markige Worte zu erreichen?
Warum sagen Sie: «wir können uns den Sozialstaat nicht mehr leisten». Wissen Sie, wie das tönt für die Menschen? Warum sagen Sie nicht: Deutschland geht es gut, aber leider nicht allen. Zusammen mit der SPD werden wir versuchen, für alle ein gutes Leben zu ermöglichen.
Warum schreien Sie so über die Rentenbelastung? Wissen Sie, wie das für die alten Menschen tönt? Warum sagen Sie nicht: «wir sind dankbar für unsere Vorfahrinnen und Vorfahren, die ein Deutschland im Wohlstand aufgebaut haben und werden alles daransetzen, für sie ein Leben im Alter in Würde zu erhalten»?
Grünen Bashing ist in Deutschland ein Volkssport geworden. Warum sagen Sie nicht während Berge ins Tal donnern und immer mehr Bäche und Flüsse bei Regen über die Ufer treten und Dörfer und Gewerbe zerstören, «lasst uns Sorge tragen zu unserem schönen Land»?
Ich bin nicht Ihre Politikberaterin. Da wuseln wohl Dutzende um Sie herum. Alle aus den Kaderschmieden des Neoliberalismus mit den immer gleichen Sprüchen vom Staat, den es zurückzubinden gelte, von der Steuersenkung für mehr Wohlstand usw, die alten Kamellen. Dabei erleben wir doch gerade in den letzten 7 Monaten, wie dieses Geschwätz sofort alles zerstört: Das Vertrauen, die Initiative, die Freiheit.
Und Ihre Angst vor der AfD. Ja, 30 % finde ich auch übel. Aber statt das zu beklagen, sagen Sie doch: «70 % vertrauen den traditionellen Parteien. Das ist uns Auftrag»!!
Und jetzt reden Sie ebenso markig vom neuen Deutschland, das Sie verändern, aufbauen, reformieren wollen. Zu was? Mit wem? Mit oder ohne Volk? Mit allen oder den selbsternannten Tüchtigen? Bis jetzt gibt es nur Aufschübe.
Ich gebe es auf. Ihr Profil kenne ich nicht, lerne es wohl auch nicht besser kennen. Ich lasse mich aber gern überraschen:
Immer mit allem rechnen, auch mit dem Guten!!
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